Ostern auf Kreta

Frühlingstanz zwischen Natur & Kultur

15.05.2024

Savina & Thomas Chamalidis

Tanz-, Natur- und Kulturreise zum orthodoxen Osterfest nach Chora Sfakion (Südwest-Kreta)

1.-15. Mai 2024


Das christlich-orthodoxe Osterfest ist in ganz Griechenland eine der wichtigsten Traditionen und das größte Ereignis des Jahres. Und so führte uns unsere Reise in diesem Jahr nach Kreta, denn auch die allzeit faszinierende Insel zeigt sich in der Osterzeit von einer ganz besonderen Seite. Hier sind in dieser Zeit des Jahres uralte Traditionen vielerorts nach wie vor quicklebendig.

Die große Woche

Neben unseren täglichen Seminareinheiten hatten wir die Gelegenheit, in das österliche Treiben des Ortes einzutauchen und an den Vorbereitungen für das orthodoxe Osterfest teilzunehmen. Der Priester des Ortes, Pater Athanasios Koukounaris, von allen nur Papa Thanasis genannt, gewährte uns einen Einblick in die Bedeutung des griechisch-orthodoxen Osterfestes und den Ablauf der „Großen Woche“: Traditionell schmücken die Mädchen und jungen Frauen aus Chora Sfakion noch heute am Freitagmorgen den Epitaphios, der am Abend zentraler Teil der Karfreitagsprozession ist. Am Karfreitag tanzten wir mit Rücksicht auf die religiösen Vorgaben nicht. Stattdessen erkundeten wir den Ort in Form einer Kirchenwanderung, die uns entlang der Vielzahl von Kapellen und Kirchen in alle vier Ortsteile führte. Gemeinsam machten wir uns auf die Suche nach den sprichwörtlich gewordenen 100 Kirchen der Sfakia und entdeckten die vielen kleinen Kraftorte im Ort und seiner Umgebung im Frühling. 

Das größte Fest des Jahres erfordert in den kretischen Dörfern umfangreiche Planungen, so auch in Chora Sfakion. Folglich hatten auch wir außerhalb der kirchlichen Vorbereitungen alle Hände voll zu tun, färbten etwa Eier mit Färberkrapp tiefrot und polierten sie anschließend mit ein wenig kostbarem Olivenöl festlich glänzend.

Der leuchtende Sonntag

Mit der Liturgie der Auferstehungsnacht begann schließlich die „Lambri Kyriaki“ (der leuchtende Sonntag), für griechisch-orthodoxe Christen der höchste Feiertag des Jahres. Nach dem „Christos Anesti“ (Christus ist auferstanden), dem freudigen, ja ekstatischen Läuten der Kirchenglocken und der Judasverbrennung brachen wir das Fasten mit dem Becken der tiefroten Ostereier und der Magiritsa, der traditionellen Ostersuppe, die wir am Ostersonntag gemeinsam teilten.

Frühlingstanz

Daneben erlebten wir die Kraft der Auferstehung auch unmittelbar in der allumgebenden Natur: Das frische Grün begann rings herum zu sprießen, die Wildblumen blühten, und uns wurde schnell klar, dass Kreta nicht nur kulturell ein gesegneter Ort ist. Farbe, Freude und Lebendigkeit verströmt Kreta in der Frühlingszeit geradezu verschwenderisch und belohnt den Gast mit seiner natürlichen atemberaubenden Schönheit. Uns so folgten wir der Einladung der kretischen Frühlingslandschaft und tauchten in die lebendige und aufregende Welt voller Farben und Düfte ein, bereit, die Wiedergeburt der Natur hautnah zu erleben.

In unseren Tanzeinheiten auf einer großzügigen Dachterrasse hoch über den Dächern von Chora Sfakion feierten wir das Erwachen der Natur im Tanz. Wir ließen uns ausgiebig vom Zauber des Frühlings berühren und in eine freudige Tanz-Stimmung versetzen. Während die vorwitzigen Sonnenstrahlen auf unserer Nase tanzten, zauberte uns eine bunte Vielfalt an griechischen Tänzen ein Lächeln auf die Lippen und ein Strahlen ins Gesicht. 

Und so tanzten wir nicht nur Tänze der Region und der gesamten Insel, sondern erkundeten die tänzerische Vielfalt an Oster- und Frühlingstänzen ganz Griechenlands. Unser besonderes Augenmerk legten wir dabei auf die Tänze, die traditionell in dieser leuchtenden Jahreszeit rund um die Auferstehung und das Osterfest getanzt werden.

Bergwelten & Tiersegnung

Schluchten prägen das Landschaftsbild der Sfakia. Lange waren sie die einzigen Verbindungswege zwischen den Dörfern, bevor Autos, Straßen und Brücken den beschwerlichen Weg erleichtert haben. Noch heute ziehen vor allem die Hirten mit ihren Herden auf den uralten Pfaden durch die Schluchten, um auf die Sommerweiden am Berg und die Winterweiden im Tal zu gelangen. Einmal im Jahr zieht es die Hirten mit ihren Herden vom Hochplateau rund um Kallikratis weiter hinauf in die Bergwelt zur feierlichen Tiersegnung nach Asi Gonia. Diese findet zu Ehren des Schutzpatrons der Hirten, des Heiligen Georg, an seinem Namenstag statt. 

Auch wir machten uns an diesem bedeutenden Festtag von Chora Sfakion aus auf den Weg die vielen Serpentinen hinauf in die atemberaubenden Bergwelten der Region. Wir genossen abwechslungsreiche Aus- und Einblicke in die Landschaft, bevor wir uns von der trubeligen Festtagslaune rund um die Feierlichkeiten im Ort beeindrucken ließen und für eine Weile in das lebendige Treiben aus Menschen, Schafen & Ziegen eintauchten. Staunend verfolgten wir die Segnung der Herden und gar die Gelegenheit die frische Ziegenmilch zu kosten, die in großen Töpfen erhitzt und ausgeschenkt wurde. Dazu wurden kretischer Zwieback und Käse gereicht, also Paximadia und Graviera. 

In Argiroupoli besuchten wir anschließend die Nekropole des Ortes und ließen uns vom Zauber des wasserreichen Ortes neben sprudelnden Quellen unter hohen Platanen umfangen, um uns im Anschluss an einem gemeinsamen österlichen Festmahl mit allerlei kretischen Köstlichkeiten zu erfreuen und diesen großen Festtag ausklingen zu lassen.

Pastellfarbene Fassaden & lebhafte Altstadtgassen

Auf einem weiteren Ausflug hatten wir zu guter Letzt ausreichend Gelegenheit, eine der schönsten Städte Griechenlands in aller Ruhe kennenzulernen: Das malerische Chania hat einen lebendigen Hafen und viele eindrucksvolle Bauten aus vergangenen Epochen. 

Obwohl Chania nicht groß ist, gab es viel zu entdecken: ob in der Altstadt mit ihren verborgenen Schätzen oder natürlich am venezianischen Hafen – auf Schritt und Tritt trafen wir auf Geschichte und Geschichten längst vergangener Zeiten. Wir bewunderten die attraktiven historische Hausfassaden am alten Hafen, kletterten verwinkelte Treppen hinauf und hinab, schritten unter Torbögen hindurch hinein in kleine Gassen und verwunschene Höfe. Immer wieder trafen wir auf Reste der venezianischen Stadtmauer, erspähten türkische Minarette und entdeckten an der alte Hafenmole die riesigen Arsenale.

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