25.11.2023
Moustakia, die Schnauzbärte
Einmal auf Kreta gelandet, wirst Du schnell feststellen, dass viele der Kreter Schnauzbärte, die sogenannten Moustakia (griechisch: μουστάκια) tragen. Sie gelten als stolzer kretischer Brauch. Denn lange bevor „Hipster" den Schauzbart als Modeerscheinung vielerorts wieder populär machten, trugen ihn bereits viele junge kretische Männer mit Stolz.
Ein Blick in die Geschichte verdeutlicht die Bedeutung des Schnauzbartes im identitätsstiftenden Kontext der kretischen Tradition. Allen voran demonstrierte dies der Führer der kretischen Befreiungsbewegung und spätere griechische Ministerpräsident Eleftherios Venizelos bereits seit den frühen 1900er Jahren.
Sarikia, die traditionelle Kopfbedeckung der Kreter
Als Sariki (griechisch: σαρίκι, aus dem Türkischen: sarık = Turban) wird die traditionelle männliche Kopfbedeckung der Kreter bezeichnet. Das Sariki ist ein gehäkeltes schwarzes Dreiecktuch mit Fransen, das mehrfach um den Kopf gewickelt wird. Die Fransen (griechisch: κρόσσια) hängen dabei in die Stirn. Sie symbolisieren ebenso wie die schwarze Farbe des Tuchs die Tränen, den Schmerz und die Trauer um die Opfer der osmanischen Herrschaft. Insbesondere erinnern sie an die im Jahre 1866 im Kloster Arkadi umgekommenen Freiheitskämpfer. Heute wird das Sariki noch in ländlichen Regionen der Insel, in den Bergdörfern oder bei besonderen Anlässen getragen.
Es ist ein charakteristisches Element der kretischen Tracht. Die Sarikia werden in den Bergdörfern handgeknüpft. Sie werden traditionell aus Brisimi-Garn (griechisch: μπρισίμι) hergestellt, das zu 100 % aus pflanzlicher Seide besteht. Sarikia werden bei besonderen Anlässen, wie Hochzeiten und Taufen auch in weiß getragen. Bei Hochzeiten werden sie traditionell vom Bräutigam, dem Trauzeugen und nahen Verwandten getragen, bei Taufen vom Vater und Paten des Kindes.
Stivania, die Stiefel der Kreter
Noch immer handgefertigt und mit großem Stolz tragen die Kreter ihre Stivania (griechisch: στιβάνια). Diese hochschaftigen Stiefel sind im Allgemeinen schwarz, für den täglichen Gebrauch. Weiße Stiefel werden zu besonderen Anlässen getragen und sind Teil der Festtagstracht.
Sie werden von einem Schuster aus Leder für jede Person individuell von Hand angefertigt. Stivania sind um den Knöchel herum flexibel und bilden mit der Zeit Falten in diesem Bereich.
In Chania beispielweise gibt es in der Ledergasse einen Bereich, der Stivanádika (griechisch: στιβανάδικα) genannt wird. In diesen „Stivania-Werkstätten" werden die traditionellen kretischen Stiefel maßgefertigt.
Lebendige Tradition
Und so war und ist es für zahlreiche der bedeutendsten kretischen Musiker selbstverständlich, ihre traditionelle Musik auch im traditionellen „Kopf- und Bartschmuck" zu spielen.
Haralambos Garganourakis, ein bis heute beliebter und angesehener kretischer Musiker, trägt sowohl MOUSTAKI als auch SARIKI, hier in den Anfängen seiner Karriere Mitte der 1960er Jahre.
Kretas bedeutender Sänger Nikos Xylouris, bis heute wird er „Der Adler Kretas“ genannt, hier auf einer Aufnahme aus den 1970er Jahren ebenfalls mit MOUSTAKI und SARIKI.
Auch die jüngere Generation ehrt diese modische Tradition so wie der populäre Musiker Antonis Martsakis. Er trägt nicht nur einen imposanten Schnauzbart, sondern auch die traditionelle kretische Tracht und setzt mit seinem traditionellen Geigenspiel und seiner charakteristischen Stimme die traditionelle Kultur der Insel fort.
Selbstverständlich werden sowohl die Stivania als auch das das Sariki, beides Elemente der kretischen Tracht, von den Tänzern der kretischen Volkstanzgruppen mit Anmut und Stolz getragen. Nicht zuletzt das rhythmische Schlagen der Stiefelabsätze beim Tanzen des Pentozalis, wie im Video von der Tanzgruppe „Ta Sfakia“ anlässlich der Daskalogiannis-Gedenkfeier in Anopoli zu sehen, verleiht diesen Tänzen ihre Ausdruckskraft.
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